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Erinnern, um nicht zu vergessen

  • Autorenbild: Julia
    Julia
  • 5. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Hallöchen :)

Nun ist es schon einige Wochen her, seitdem ich mein Projekt verkündet habe. Und ganz ehrlich: ich wusste es keinen einzigen Tag länger als ihr. Die Idee kam total spontan und ich hatte so viel Motivation und Energie, dass ich am nächsten Tag direkt etwas umsetzen musste. Jetzt ist es endlich soweit und ich schreibe meinen ersten Blogeintrag! Ich hoffe, er kann euch etwas zum Nachdenken anregen.

 

Lange habe ich überlegt, welches Thema ich in meinem ersten Blogeintrag behandeln möchte. Mir wurden auch einige vorgeschlagen, aber ich hatte nie das Gefühl, jetzt wirklich das Thema gefunden zu haben. Da wir hier aber "grenzenlos denken", habe ich selbstverständlich weitergedacht. Es gibt viele aktuelle und bedeutende Themen, doch eines halte ich für besonders wichtig: aus der Geschichte zu lernen.

Aber warum genau dieses Thema? Nun, in den letzten Wochen wurden wir vermutlich alle mit politischen Bewegungen konfrontiert – insbesondere mit rechten Parteien, die gnadenlos Massendeportationen fordern und sogenannte „Abschiebetickets“ verteilen. Sie selektieren gezielt Menschen aus, die nicht ihrem Leitbild entsprechen, und setzen alles daran, sie loszuwerden. Kommt einem irgendwie bekannt vor, nicht? Liest man sich auch einige Aussagen dieser Parteimitglieder durch, merkt man schnell, welche grausamen Gedanken diese Menschen teilen.

 

All die politischen Situationen haben mich daran erinnert, dass ich selbst an einem Ort war, der mir eindringlich vor Augen geführt hat, wie schnell die Menschenwürde verloren gehen kann: das Konzentrationslager Auschwitz. Selbstverständlich habe ich gewusst, was das für ein Ort ist, jedoch ist es nochmal etwas völlig anderes, selbst auf dem Gelände zu stehen. Da ich generell schnell emotional auf Situationen reagiere, dachte ich, ich würde dort von meinen Tränen überwältigt werden. Doch das Gegenteil war der Fall – ich fühlte nichts. Das lag vielleicht an meinem Kopf, der mich selbst schützen wollte. Vielleicht konnte ich mich aber einfach noch nicht sammeln und es waren zu viele Emotionen auf einmal. Ich habe aber festgestellt, dass dieses Gefühl der Leere das Erschreckendste an diesem Ort war.

Ich lief also dort entlang, ging in die Baracken und hatte nur noch im Kopf, dass Menschen dort um ihr Leben gefürchtet haben. Über 1 Million Menschen kamen nichtsahnend dorthin, aber nie wieder heraus. Erschreckend fand ich auch, dass Auschwitz-Birkenau als der "größte Friedhof weltweit" betitelt wird. Was für mich beim ersten Hören total unsinnig klang, hat sich dann aber als wahr herausgestellt: die Asche unzähliger Menschen liegt dort, als hätten sie keinen Wert. Man ist so gesehen auf Menschenleichen gelaufen. Gleichzeitig erzeugte der Wald eine friedliche Stimmung, was extrem ins Gewissen ging. Doch diese Fahrt nach Auschwitz hat mir noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit unserer Geschichte zu befassen. Zu erkennen, dass alle, die dort waren, genauso Mensch sind, wie du und ich. Sie verspürten Freude, wenn sie glücklich waren, sie vergossen Tränen, wenn sie traurig waren und sie waren nervös, bevor etwas aufregendes anstand. Diese Menschlichkeit wurde ihnen genommen. Sie waren nur noch eine von vielen Zahlen.

 

Es ist kein Ort gefüllt mit Freude, aber ein Ort, der Kenntnis bringt. Ein Stück, das Geschichte erzählt, womit wir uns befassen müssen. Wir tragen keine Schuld, aber die Verantwortung, es nicht noch einmal geschehen zu lassen. Aktuell werden Hass und Ausgrenzung immer präsenter. Es ist wichtig, dass wir uns erinnern. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen nicht wie Menschen behandelt werden, wenn die Herkunft erneut Gruppen ausgrenzt. Auschwitz ist nicht nur Vergangenheit - es ist eine Warnung für unsere Gegenwart. Es ist passiert, es kann wieder passieren. Wir sind die Generation, die die Zukunft in der Hand hat. Mit der Möglichkeit, auf die Straßen zu gehen, laut zu werden und sich aktiv einzusetzen. In jeglicher Form. Es ist nicht verwerflich neu zu lernen, sondern nicht lernen zu wollen.

 

Ich habe Auschwitz besucht und es verlässt mich nicht. Es bleibt in meinen Gedanken, in meinem Bewusstsein. Fragen bleiben offen. Die wichtigste Lektion, die ich gezogen habe, ist, dass Geschichte nicht vergeht, wenn wir aus ihr lernen. Das sollten wir tun. Für unser Jetzt und für unser Später.

 

Julia

 
 
 

4 Comments

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Guest
Feb 11

Wichtiges und aktuelles Thema. (Leider) Jetzt zur Bundestagswahl wieder sehr populär und tatsächlich unglaublich viele Parallelen zur Vergangenheit - meistens nicht im positiven Sinne. Aber gut, dass du gehen das Vergessen schreibst. Hoffen wir das wir aus der Vergangenheit lernen und wie du sagtest die Menschheit ihre Menschlichkeit wiedergewinnt. Danke das du daran erinnerst, aufklärst, Persönliches teilst und grenzenlos weiterdenkst.

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Felix
Feb 06
Rated 4 out of 5 stars.

Deinen Text zu lesen viel mir sehr einfach, da ich mich genau wieder in Auschwitz gesehen habe. Ich finde auch, dein Text beschreibt die feelings, die man an dem Ort hatte, sehr gut.

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Gregor
Feb 05
Rated 5 out of 5 stars.

Danke Julia,

Danke dass du so ein wertvolles Thema aufgreifst, ich finde Aufklärung und Erklärung diesbezüglich extrem wichtig und du hast das in diesem Blog Post einzigartig gemacht danke.

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Paul
Feb 05
Rated 5 out of 5 stars.

Krass krass

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